Janitza Expert Day: Energie messen und managen

Expertinnen und Experten kamen zusammen und beleuchteten das Thema Energie aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Janitza Expert Day: Energie messen und managen

Die aktuelle Situation am Energiemarkt ist in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung für Verbraucher und Entscheider. Auf dem Janitza Expert Day wurde das Thema dann auch aus den unterschiedlichsten technischen und nichttechnischen Blickwinkeln beleuchtet. Rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden sich im Business Center der BMW Welt in München ein, um sich zu informieren und sich mit den Referenten auszutauschen.

Ein TN-S-System darf nur einen ZEP haben und dieser muss überwacht werden!

So zumindest das Plädoyer von Gerald Fritzen für das TN-S-System. Als Business Development Manager ist er bei Janitza vor allem für Industrie und Rechenzentren zuständig. Im München war sein Thema die Differenzstromüberwachung (RCM) in der Industrie. Schaltnetzteile mit nichtlinearen Stromverbrauchern, Frequenzumrichter usw. verursachen dort immer häufiger Störungen. Aber auch Klassiker wie schleichend auftretende Isolationsfehler können Fehlerstromschutzschalter auslösen oder schlimmstenfalls zu Bränden führen. Dazu kommen EMV-Probleme durch vagabundierende Ströme im Nullleiter. Fritzen gab einen Überblick für typische Fehlerbilder sowie die Planung und Dimensionierung einer RCM-Überwachung. Neben dem Schutz seiner Anlage profitiert der Anwender dabei auch von einer kontinuierliche Überwachung der Isolationswiderstände, die die Prüfungen gemäß DGUV erleichtert.

Nachhaltigkeit nachweisen

Auf einen ganz anderen Aspekt verwies Hans Marth, Vertriebsmanager Süd bei Janitza: die Berichterstattung über die Nachhaltigkeit eines Unternehmens – für Techniker ein sperriges, aber wichtiges Thema. Hintergrund ist, dass zukünftig immer mehr Unternehmen gemäß einer EU-Richtlinie zu einer Nachhaltigkeits-Berichtserstattung verpflichtet sind. Corporate Sustainability Reporting Directive, kurz CSRD, lautet die offizielle Bezeichnung. Auch die NFRD (Non-Financial Reporting Directive) und die Nachhaltigkeitsstandards ESRS European Sustainability Reporting Standards) erläuterte Marth in seinem Vortrag. All dies klingt sehr bürokratisch, hat aber wichtige Gründe: bei der NFRD beispielsweise die Korruptionsbekämpfung und die Wahrung der Menschenrechte.

Bei der CSRD geht es vor allem um Lieferketten, aber auch um Umwelteinflüsse, Nachhaltigkeit und den sorgsamen Umgang mit Rohstoffen und Energie. Darin besteht dann auch die Schnittstelle zur Janitza-Messtechnik: Nur wer seine Verbräuche kennt, kann Energie sparen.

Auf die richtige Auswahl kommt es an …

… auf die Auswahl der Messysteme. Mit Janitza-Geräten lässt sich alles erfassen, was mit Elektrizität zu tun hat. In einem Unternehmen treten aber viele weitere Mediums- und Energieströmungen auf. Messgeräte zur hochgenauen Erfassung präsentierte Udo Bosch, Product Manager Sales Marketing bei der Endress+Hauser GmbH u. Co.KG. Ob Öl, Schmierstoffe, Stickstoff, Druckluft, Dampf, Kühlwasser, feststoffbelastetes Wasser usw., es gibt wohl kaum ein Medium, für das Endress+Hauser nicht das passende Messgerät hat. Neben der Verbrauchsmessung dienen sie auch zur Leckagedetektion und Abrechnung. Bosch beschrieb die Auswahl und Auslegung von Messsystemen und die grundlegenden Verfahren, wie magnetisch-induktive Durchflussmessung, Vortex-Durchflussmessung, Ultraschalldurchflussmessung und Coriolismesssysteme. Der Clou: Die Messwerte lassen sich mit der Visualisierungssoftware GridVis® von Janitza erfassen und weiterverarbeiten. So entsteht ein umfassendes Bild über die Energieströme und Verbräuche einer Anlage.

Ihr gutes Energierecht…

… hat noch Lücken. Dr. Michael Weise kennt und benennt sie. Der Fachanwalt von der Kanzlei Becker Büttner Held ist spezialisiert auf Energiethemen. Er war schon oft bei Janitza zu Gast und hat beispielsweise Wege durchs Dickicht des EEG aufgezeigt. Bei der handwerklichen Ausführung der aktuellen Gesetze sieht er allerdings viele Probleme und Schwachstellen.

Da sind zunächst die Energiepreisbremsen-Gesetze, die alle Verbraucher von Strom, Gas und Wärme entlasten sollen. Leider lassen sie viele Fragen offen und weisen sogar etliche Widersprüche auf. Reparaturmaßnahmen sind bereits angekündigt. In der Zwischenzeit versuchen Verbände und das BMWK (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz) mit FAQ-Sammlungen weiterzuhelfen. Aber diese sind natürlich nicht verbindlich und teilweise selbst widersprüchlich, wie Weise an einigen Beispielen ausführt.

Bei der Novelle des Gebäude-Energien-Gesetzes sieht er ebenfalls Handlungsbedarf. Das Gesetz entstand, da die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen in allen Sektoren unzureichend sind. Zum Erreichen der Klimaziele ist eine Verdreifachung der bisherigen Geschwindigkeit der Emissionsminderung vonnöten – und das vor dem Ukrainekonflikt! Immerhin gab es bereits im Jahr 2022 eine deutliche Marktverschiebung in Richtung Wärmepumpen. Da beim durchschnittlichen Alter der Gas- und Ölheizungen ohnehin ein Generationswechsel ansteht, wird sich dieser Trend fortsetzen. Allerdings sind die Fördermaßnahmen äußerst kompliziert und es gibt viele Ausnahmen, wie Weise ausführt. Dazu gehört auch die sonderbare Regel, dass bei bestimmten Heizungen die Vorgabe von mindestens 65% Erneuerbare Energien ohne Nachweis als erfüllt betrachtet wird. Unter anderem gilt dies bei dem Anschluss an ein Wärmenetz, einer Stromdirektheizung oder einer Heizung unter Nutzung von Wasserstoff (die es faktisch noch nicht gibt). Weises deutliches Fazit: Die Ziele sind richtig und müssen erreicht werden. Bei der Umsetzung ist noch viel Luft nach oben.

Von 3-in-1 zu 4-in-1

Zum Abschluss gab es von Adrian Schmidt, Janitza Produktmanager für Hardware und Lastmanagement noch eine erfreuliche Nachricht: die neue Produktreihe Procont®. Mit ihr kommt zu den Messtechnik-Kernkompetenzen von Janitza „Energiemanagement, Fehlerstromüberwachung (RCM) und Spannungsqualität“ nun auch Lastmanagement – eine ideale Ergänzung für die Energie- und Mobilitätswende. Ein intelligentes Lastmanagement ist in der Lage gleichzeitig Spitzenlastmanagement, E-Mobility, Photovoltaik und Batteriespeicher effizient und kostenoptimiert zu betreiben.

Procont® ist hierfür als herstelleroffene Lösung konzipiert und bereits jetzt kompatibel mit den Produkten von mehr als 70 Herstellern. Ständig kommen weitere hinzu und sichern so eine zukunftsfähige Integration. Die Produktreihe startet mit vier Geräten: dem Procont®-LMC Lastmanagement Controller für die Regelung von bis zu 128 Lastgruppen, 32 Ladepunkten, PV Überschuss- und Eigenverbrauchsoptimierung, Batteriespeichermanagement sowie Last/Bezugsmessung über Koppelrelais oder Modbus-Zähler. Als kostengünstigere Variante ergänzt Procont®-LMC-Lite die Produktreihe. Beide lassen sich mit dem prozessorgesteuerten Erweiterungsmodul Procont®-LMC-008-IO kombinieren. Der Energiemanagement Controller Procont®-EMC rundet das Portfolio ab. Er bietet unter anderem Datenlogger für bis zu 40 Zähler. Abschließend erläuterte Schmidt noch die Fördermöglichkeiten durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, die einen zusätzlichen Anreiz für ein Lastmanagement schaffen.

Von Sternenhimmeln und versteckten Schirmen

Organisator Alexander Wagenhuber, Janitza Vertriebsmanager für den Außendienst Süd, konnte sich über eine rege Teilnahme des Publikums und viel Zuspruch freuen. Als Abschluss und zur Entspannung hatte er eine Führung durch die BMW Welt organisiert, bei der seine Gäste auch die Marken Mini und Rolls Royce begutachten konnten. Gerade bei letzterem gab es viel zu bestaunen, wie den Fahrzeughimmel mit naturgetreu nachgebildeten Sternenkonstellationen oder versteckte Schirmfächer in den Türen. Ein rundum gelungener Tag fand so seinen Abschluss.

 

Autor: Dipl.-Phys. Martin Witsch (Freier Journalist)