Normen erfüllen, Sicherheit schaffen
Normen scheinen lästig – und sorgen doch für einen reibungslosen Betrieb und Sicherheit im Schadensfall. Über die aktuellen Anforderungen hat Dierk Wolfinger auf dem Janitza EXPERT TALK informiert.
20.06.2024
Die Einhaltung von Normen bei Elektroinstallationen kann Schäden vermeiden und auf lange Sicht Kosten reduzieren. Darüber hinaus bieten Normen Rechtssicherheit, wenn es zum Schaden kommt. Das hat Dierk Wolfinger als Sachverständiger und Gesamtverantwortliche Elektrofachkraft bei den Badischen Versicherungen auf dem Janitza EXPERT TALK deutlich gemacht. „Von einhundert Schäden sind 33 auf Elektrizität zurückzuführen – und zwar direkt. Weitere neun Prozent auf Blitzschlag.“, so Wolfinger. Fast die Hälfte aller Schadensbilder hängen damit laut dem Institut für Schadensverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer (IFS) im weiteren Sinn mit Elektrizität zusammen, wie Wolfinger zitierte.
Deshalb sei es wichtig, die geltenden Normen einzuhalten. Beispielsweise die richtige Erdung mittels eines TN-Systems. Die Netzversorger stellten dabei grundsätzlich das sogenannte TN-C (Neutralleiter und Schutzleiter in einem Leiter) zur Verfügung, so Dierk Wolfinger. Seit 2002 ist jeder Anlagenbetreiber jedoch dazu verpflichtet, am frühestmöglichen Punkt auf TN-S (getrennter Schutzleiter) umzuschwenken. Das sei seit 2002 die Norm des Verbands der deutschen Elektrizitätswerke (VDEW). „90 Prozent der Gebäude, die wir untersuchen, haben aber kein TN-System“, erklärte Dierk Wolfinger. Es herrsche ein großer Nachholbedarf.
So schnell zahlt die Versicherung nur die Hälfte
Zudem wies Wolfinger auf geltende Regelungen des § 49 des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) hin. Das Gesetz regelt die Anforderungen an Energieanlagen und legt fest, dass diese so zu errichten und zu betreiben sind, dass die technische Sicherheit gewährleistet ist. Dies solle unter Einhaltung der anerkannten Regeln der Technik stattfinden und beziehe sich auf die technischen Regeln des Verbandes der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. (VDE). „Diese Regeln enthalten etwa 50 wichtige Normen. Über die sollten Sie Bescheid wissen“, so Wolfinger.
Mit einigen Praxisbeispielen inklusive entsprechender Bilder erläuterte Wolfinger einige dieser Normen, zum Beispiel
- die VDE 0197 vom Februar 2023, die die korrekte Farbkennung der Kabel beschreibt,
- die VDE 0197-757 zur korrekten Kodierung der Farben (Oktober 2023),
- und die VDE 0100-520, ebenfalls vom Oktober 2023, die die Höhe des zulässigen Spannungsabfalles regelt.
Zudem müsse die korrekte Verkabelung und Kennzeichnung verlässlich dokumentiert werden, sagte Dierk Wolfinger. Das sei vor allem von Bedeutung, wenn es zu einem Schaden kommt: „Tritt der Schadensfall ein, wollen wir als Versicherung eine Dokumentation von Ihnen sehen“, so Dierk Wolfinger. Ansonsten habe eine Versicherung alles Recht, nur für einen Teil des Schadens aufzukommen. Damit zeigte Dierk Wolfinger: Normen nicht einzuhalten, geht so lange gut, wie es gut geht. Für alle anderen Fälle sorgen Normen für Transparenz und Sicherheit – für alle Parteien.
Der Janitza® EXPERT TALK in Lahnau war der zweite Seminartag dieser Art in 2024. Janitza bietet die Talks außerdem in Osnabrück (11. Juni) und München an (17. September). Bei den Tagesveranstaltungen treffen interessierte Fachleute aus der Praxis auf Fachexperten, die tiefgreifende Einblicke in aktuelle Themen rund um Energieüberwachung und Netzqualität bieten. Der Fokus liegt auf einem lebendigen Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmern sowie auf Fachvorträgen, die das neuste Wissen der Branche vermitteln.